Die Umwelt als Verstärker – wie soll das denn gehen?

Damit, wie man Motivation bei unseren vierbeinigen Trainingspartner herstellen und was Verstärker sind, haben wir uns bereits in anderen Beiträgen beschäftigt und vielleicht habt ihr euch sogar schon eines unsere Webinare darüber angesehen oder im Training etwas gehört. Und jetzt hören wir davon, dass die „Umwelt“ als Verstärker eingesetzt werden kann, wie klappt das denn? Eigentlich ganz einfach. Auch hier ist die Basis unser A, B, C des Hundetrainings, dass ich schnell noch einmal zusammenfasse.

Das A, B, C beim Tiertraining (und auch im Alltag) beschreibt die Abfolge der 3 Teile einer Kette, die sich dafür verantwortlich zeichnet, ob der Hund ein spezielles Verhalten zukünftig öfter zeigen wird oder auch weniger oft. Es teilt sich auf in:

A – Antecedence ⇾ dem Auslöser bzw. der Ursache, die ein Individuum dazu bewegt, ein Verhalten auszuführen

B – Behavior ⇾ dem Verhalten, das der Hund aufgrund des Auslösers ausführt, um eine gewisse Absicht zu verfolgen

C – Consequence ⇾ der Konsequenz, die das Ausführen des Verhaltens mit sich bringt

Ein Beispiel: Bei einem entspannten Hundespaziergang geben wir unseren Hunden ausreichend Zeit, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu lösen und an interessanten Stellen zu schnüffeln – das spannende „Zeitungslesen“ unserer Vierbeiner, das dabei hilft im „Seeking“ Modus die Welt zu entdecken. Doch zwischendurch führt uns unser Weg auch entlang von Straßen auf Gehsteigen entlang und hier ist es dann weniger toll, wenn der Hund mit Anlauf in die Leine läuft, sich diese quer über z. B. einen Radweg spannt und unser Arm dabei schon ganz lang wird, bis er schließlich bei seinem Ziel, dem nach dem Urin einer läufigen Hündin duftenden Grasbüschel stehen bleibt. Doch warum macht er das so gerne? Na ja, er hat es so gelernt – A, B, C. Das A, also der Auslöser ist dabei der unwiderstehliche Geruch der läufigen Hündin, die vor 20 Minuten an dieser Stelle markiert hat. Das B, das Verhalten, das dieser Auslöser anstößt, ist, sich koste es was es wolle, sich dem Geruchskegel entlang zum Ausgangspunkt des Geruchs zu nähern. Und das C, also die Konsequenz ist, dass der Hund nun an der Stelle ankommt und sich lang und ausgiebig mit dem Geruch beschäftigen kann und ihn durch Ablecken der Stelle über das Jakobsche Organ noch besser analysieren kann. Das bringt dem Hund viel Freude und ist sehr belohnend. Somit wird er zukünftig in einer ähnlichen Situation wieder mit voller Kraft voraus uns dabei helfen, dass wir auch die Gegenstände im obersten Regal im Vorraum ohne Leiter mit unserem Leinenarm erreichen. Aber das wollen wir nicht. Zum einen, weil es unästhetisch wirkt, 2 unterschiedliche lange Arme zu haben und zum anderen, weil dieses Verhalten in manchen Situationen für den Hund, für uns und auch andere gefährlich sein kann. Und was nützt und das jetzt?

Nützen wir natürliche Umweltreize als Verstärker um den Hund für gewünschtes Verhalten zu belohnen

Wir haben nun analysiert, warum der Hund im konkreten Fall ein für uns unerwünschtes, weil in manchen Situationen mitunter gefährliches Verhalten zeigt, und warum dieses verstärkt wird. Jetzt nutzen wir das gewonnene Wissen, um diese 3 Komponenten mit einem von uns gewünschten Verhalten zu kombinieren und das in ein Trainingssetting einzubauen. Dazu ist eine gute Beobachtungsgabe wichtig und eine Planung, da es für den Trainingsaufbau nichts bringt, wenn der Ablauf „zufällig“ und unvorhersehbar geschieht. Achten wir bei unseren regelmäßigen Runden jedoch darauf, wo sich eine markante Stelle befindet, die regelmäßig eine Verleitung darstellt, so stellen wir uns jetzt bei unseren Runden rechtzeitig darauf ein, dass der Hund dort vorn gleich wieder eine Motivation zeigen wird, sich zu der besagten Laterne hinzubewegen. Rechtzeitig vorher helfen wir ihm, entweder durch ein bekanntes Signal wie „Fuß“ oder „bei mir“ und Futter lockend (bzw. mithilfe eines Belohnungswortes oder Klickers), mit uns an der Leine ohne zu Ziehen an der Stelle „vorbeizugehen“, ist die Verleitung zu groß, nehmen wir ihn zudem auf die andere Seite (also wir zwischen dem Hund und der Stelle) bzw. vergrößern den Abstand. Sind wir nun vorbei, loben wir ihn, geben ihn frei, zeigen eventuell auf die Stelle (so als ob wir ihn losschicken wollen) und laufen schnell mit ihm dort hin und er darf schnüffeln. Etwas später variieren wir die Belohnung, lassen ihn manchmal zum Schnüffeln zurück, manchmal gehen wir allerdings weiter, loben ihn dabei ganz fest und belohnen ihn mit hochwertiger Belohnung. Ist das Verhalten indessen schon gut etabliert, können wir dies auch beim Spazierengehen an unbekannten Stellen anwenden, wenn der Hund plötzlich stark in die Leine vor geht, indem wir (sofern etabliert) ein Signal verwenden, das ankündigt, keine Belohnung zu erhalten (z. B. OhJeee) rufen ihn zu uns, locken ihn wieder (wie vorher) an der Stelle vorbei und wenn er dabei nicht zieht, geben wir die Stelle rückwärts frei und gehen mit ihm hin. Nach ausreichend Wiederholungen werden wir bemerken, dass das Verhalten besser wird.

Ein weiteres Beispiel:

Der Hund freut sich aufs Heimkommen, das ist schon mal super, schön, dass der Hund gerne dort wohnt, wo auch wir wohnen. Unpraktisch, wenn es dabei vor der Türe immer recht turbulent beim „Schlüssel Heraussuchen“ und gleichzeitig den Einkauf balancieren zugeht. Wie schön, wenn der Hund ruhig vor der Türe sitzt, bis wir sie öffnen. OK, warum verwenden wir das Öffnen der Türe und das den Hund hineinlaufen Lassen nicht als Belohnung dafür, wenn er vorher vor der Türe sitzt? Wir geben ihn also einfach sein Signal fürs Hinsetzen, warten ein wenig, wenn er bei den ersten Malen bereits aufsteht, wenn wir die Türklinke berühren, helfen wir ihn, mit einem erneuten Sitz, dann sagen wir ok und reißen die Türe blitzschnell auf und er wird somit fürs Sitzen belohnt.

So, nun seid ihr dran. Überlegt euch, welche Verhalten der Hund gerne ausführt und wie ihr diese als Belohnung für welche konkreten Aufgaben nützen könnt. Originelle Ideen? Dann schickt uns gerne auch ein eMail, wir freuen uns. Viel Spaß beim Tüfteln.

Hoffentlich konnten wir dir weiterhelfen, wenn nicht, dann trete mit uns in Verbindung und wir helfen dir gerne persönlich:

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