Sozialisierung der Welpen ist wichtig, aber Achtung: Spiel unter Welpen ist nicht gleich Spiel

Lesedauer:

10 Min.

Wissensstufe:

Beginner

Artikel als Podcast verfügbar:

Die frühzeitige Sozialisierung von Welpen ist sehr wichtig, damit sie als Junghunde und adulte Hunde ruhige, selbstbewusste und gut verträgliche Hunde werden. Sie sollte bereits im Welpenalter geschehen. Das Interagieren und Spielen mit anderen Hunden ist dabei ein wesentlicher Bestandteil, diese unbedingt positiven Erfahrungen zu sammeln.

Leider wird aber oft übersehen: Das Spiel zwischen Welpen ist nicht immer Spiel. Auf den ersten Blick mag es nach purem Spaß aussehen, aber tatsächlich gibt es viele wichtige Aspekte zu beachten, um sicherzustellen, dass das Spielen zwischen den Kleinen nicht nur unterhaltsam ist, sondern auch sicher und lehrreich.

Das Spiel zwischen Welpen: Mehr als nur Spaß!

Darum gilt es, die folgenden Punkte zu beachten, wenn ihr euch aufmacht, die Welt mit euren Welpen zu erkunden.

Achtet beim Spielen eurer Kleinen mit Artgenossen unbedingt auf folgende Punkte

Körpersprache: Versteht eure Welpen.

Beim Spielen kommunizieren Welpen viel über ihre Körpersprache. Achtet auf ihre Rutenhaltung, Ohrenstellung, Augenbewegungen und Körperhaltung – das gibt euch Hinweise darauf, wie sie sich fühlen. Wenn ihr diese Signale richtig deuten könnt, könnt ihr sicherstellen, dass beide Welpen Spaß beim Spielen haben und das Spiel anderenfalls unterbrechen. Hier einige Anzeichen dafür, ob das Spiel auch wirklich noch Spiel ist.

Zu Beginn komme ich dabei zu den klassischen Spielsignalen der Welpen, mit denen sich die Kleinen gegenseitig vermitteln, dass sie spielen wollen und keine ernsten Absichten hinter ihren Handlungen stecken.

Die Vorderkörper stehen bei der Spielaufforderung sehr tief, der Rücken steigt bis zum Po hin an und das Hinterteil ist dabei klar zum Vorderkörper erhöht. Dabei sind die Vorderbeine weit gespreizt, seine Mimik ist weich und die Rute unterhalb der Rückenlinie. Vorsicht dabei: Sind die Vorderbeine eher parallel, die Mimik nach vorne gerichtet und der Rutenansatz oberhalb der Rückenlinie, ist das kein Spiel mehr, sondern ein Drohen und ernst gemeint.

Im Spiel geht es den Welpen auch wirklich nur um Spiel. Wenn das Spiel auch die schnelle und abwechselnde Kombination aus unterschiedlichen Verhalten ist, wie dem der Jagd, dem Sexualverhalten und auch Teilen von Aggressionsverhalten, so ist es eben genau an dieser Abwechslung als Spiel erkennbar. Die einzelnen Verhaltensmuster werden immer wieder unterbrochen und durch neue abgewechselt und es wird nie ernst, sprich, es hat keine Endhandlung als Ziel, es geht eben nur ums Andeuten und spielen.

Die Rollen werden ebenfalls häufig gewechselt. So wird der Jäger schnell zum Gejagten und dann wieder umgekehrt.

Die Bewegungen der Welpen sind sehr übertrieben, sie hüpfen spielerisch umher, die weit angehobenen Pfoten versuchen den Spielgefährten zu berühren, sie rollen sich, reißen das Maul übertrieben weit auf und vieles mehr.

Die Körpersprache ist dabei sehr weich und geschwungen, die Wirbelsäule federt hin und her, die Rute ist meist eher niedrig gehalten.

Und alles basiert dabei auf Freiwilligkeit. Alle müssen sich dabei wohlfühlen, die Spielartwechsel mitmachen und wenn sie das Spiel beenden, so passiert das im Einvernehmen. Will einer weiterspielen, während der andere sich schon versucht, herauszunehmen, dann ist das nicht mehr freiwillig und auch kein Spielen mehr. Auch wir müssen uns hier herausnehmen und die Kleinen nicht zum Spielen animieren.

Spielen nur gesunder, schmerzfreie und satte Hunde. Spielt euer Hund in Umgebungen oder mit Kumpels nicht, obwohl er das normal macht, dann sollte man das im Hinterkopf behalten.

Gleichheit der Kräfte: Achtet auf Ausgeglichenheit.

Spiele sind am besten, wenn beide Seiten mithalten können. Ein Welpe, der viel größer oder energiegeladener ist als der andere, kann aus Versehen den Spaß beeinträchtigen. Achtet darauf, dass das Spiel fair und ausgewogen ist, damit sich beide Welpen wohl und sicher fühlen. Ausgewogen bedeutet, dass sie sich beim Fangenspielen auch immer wieder mal abwechseln, also nicht immer nur einer den anderen jagt. Aber auch, dass sich nicht 2 zusammen tun und ständig auf einen losgehen. Das sieht vielleicht süß aus, hat aber dann schon nichts mehr mit einem angenehmen Spiel für alle Beteiligten zu tun und geht schon eher in Richtung Mobbing. Um dies im Auge behalten zu können, sollten auch die Welpengruppen nicht zu groß sein. Fünf bis sechs sind schon sehr viel, um einen Überblick bewahren zu können. Verantwortungsvolle HundetrainerInnen werden darauf achten.

Pausen einlegen: Gebt euren Welpen Zeit zum Durchatmen.

Selbst Welpen brauchen gelegentlich eine Auszeit. Beim schönen Spiel ist die Erregungslage in einem ständigen Wechsel, weshalb das Spiel auch immer wieder von den Hunden selbst kurz unterbrochen wird, eine Faustregel dabei sind Intervalle von ca. einer Minute. Geschieht dies nicht von selbst, so müssen wir darauf achten, damit die Gemüter nicht zu sehr erhitzen und aus dem Spiel eine ernstere Rauferei wird. Achtet darauf und lasst eure Welpen sich ausruhen und Energie tanken. Holt ihn dabei zu euch, führt ihn etwas vom Ort der Action weg und lenkt ihn mit Leckerlies ab. Versucht ihn sitzen oder sich hinlegen zu lassen und lasst ihn mal runter chillen. Eine Schlecktube oder Leckmatte hilft hier auch sehr gut.

Grenzen respektieren: Haltet das Spiel im Gleichgewicht.

Selbst im Spiel sollten Grenzen beachtet werden. Wenn ein Welpe zu grob wird oder Anzeichen von Frustration zeigt, ist es wichtig, das Spiel zu unterbrechen. Ihr als Hundehalter könnt hier eine entscheidende Rolle spielen, indem ihr das Spiel im Blick behaltet und sicherstellt, dass es nicht außer Kontrolle gerät. Natürlich lernen die Hunde schon beim Spiel im Welpenhalter unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten und testen aus, wie das Gegenüber reagiert. Zum Beispiel ein Imponierverhalten. Lasst sie das ruhig ausprobieren, aber dabei nicht übertreiben, vor allem, wenn es in eine Richtung kippt.

Soziales Lernen: Spiel als Gelegenheit.

Das Spielen zwischen Welpen ist viel mehr als nur Spaß. Hier lernen eure Welpen, wie man sich in einer Gruppe benimmt. Sie üben ihre Kommunikationsfähigkeiten und entwickeln Selbstkontrolle. Achtet darauf, dass das Spielen eine positive Lernumgebung bleibt, in der sie wichtige Lebenskompetenzen erlernen. Seht ihr dabei zu, das ein Welpe den anderen „mobbt“ bis es zur Eskalation kommt, dann sammelt dieser kleine Hund sehr unangenehme Erfahrungen und das kann beim adulten Hund dazu führen, dass er unverträglich wird, anderen Hunden gegenüber mit Furcht reagiert und anfängt, zurückzugehen, sie zu meiden und im schlimmsten Fall sogar nach vor zu gehen, in den Angriffsmodus. Die veraltete Aussage, die man oft hört „die machen sich das schon aus“ ist ja nicht völlig falsch, denn das kann mitunter klappen, mitunter allerdings auch nicht und dann ist der Schaden mitunter groß und schwer zu reparieren, nämlich eine diverse Verhaltensauffälligkeit durch negative Erfahrungen.

Verschiedene Spielstile: Jeder spielt anders.

Welpen haben unterschiedliche Spielstile. Manche mögen das raue Toben, während andere lieber Verstecken spielen. Und wiederum andere spielen lieber mit Kontakt. Beobachtet wie euer Hund am liebsten spielt, im Idealfall findet ihr einen Spielpartner für ihn, der dieselben Vorlieben hat. Achtet darauf, die verschiedenen Vorlieben und Spielarten eurer Welpen zu akzeptieren und lasst sie auf ihre eigene Art Spaß haben.

Eingreifen, wenn nötig: Schützt eure Welpen.

Als Hundehalter ist es wichtig, das Spiel zu überwachen und einzugreifen, wenn nötig. Wenn das Spiel zu intensiv wird oder ein Welpe gestresst oder ängstlich wirkt, seid bereit, einzugreifen und die Situation zu beruhigen. Indem ihr das tut, stärkt ihr auch die Bindung zu eurem Kleinen, da er sieht, dass ihr auf ihn Acht gebt und ihn beschützt. Auch das ist eine wertvolle Lernerfahrung.

Profi-Tipps: Holt euch Unterstützung.

Wenn ihr euch nicht sicher seid, dann fragt nach. HundetrainerInnen eures Vertrauens können euch wertvolle Einblicke geben, wie ihr das Spiel zwischen euren Welpen am besten fördert und lenkt. Und vielleicht ist ja gerade ein Welpenkurs am Start, bei dem ihr mit euren Kleinen Spielerfahrung sammeln könnt.

Fazit: Wenn Welpen spielen, steckt mehr dahinter.

Das Spiel zwischen Welpen ist mehr als nur ein bisschen Spaß. Es bietet eine einzigartige Gelegenheit für soziale Interaktion, Lernen und Entwicklung. Achtet darauf, die Körpersprache eurer Welpen zu verstehen, stellt sicher, dass das Kräfteverhältnis stimmt, legt Pausen ein und akzeptiert unterschiedliche Spielstile. Denkt daran, dass ihr als Hundehalter eine wichtige Rolle dabei spielt, das Spiel zu leiten und zu überwachen. Falls ihr Fragen habt oder euch unsicher fühlt, zögert nicht, professionelle Hilfe von einem erfahrenen Hundetrainer in Anspruch zu nehmen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass das Spiel zwischen euren Welpen eine unterhaltsame und lehrreiche Erfahrung für alle ist!

Hoffentlich konnten wir dir weiterhelfen, wenn nicht, dann trete mit uns in Verbindung und wir helfen dir gerne persönlich:

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