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Wer suchet der findet – Rettungshunde Suchtraining

Wer suchet der findet… oder findet der, der weniger oft sucht gleich gut oder sogar besser?

Lesedauer:

10 Min.

Wissensstufe:

Expert

Artikel als Podcast verfügbar:

Dieser Beitrag richtet sich an alle, die bereits in der Rettungshundearbeit tätig sind sowie jene, die darüber nachdenken, ein wenig SAR (Search and Rescue) Luft zu schnuppern. Konkret geht es um den Aufbau der Suchtrainings, genauer gesagt um die Frage:

Muss man wirklich bei jedem Training eine lange Suche einbauen?

Dieser Frage könnte man noch eine andere Frage vorweg stellen, nämlich: Muss man Verhalten trainieren, die naturgegeben sind und seit tausenden von Jahren genetisch verankert? Denn was ist denn die Menschensuche für unsere Vierbeiner eigentlich im Kern? Nichts anderes als eine Vielzahl an unterschiedlichsten Verhalten aus der Verhaltenskette der Jagd unserer Hunde. Denn viele Teile dieser Kette, bestehend aus Orientieren, Ausschau halten, Fixieren, Anschleichen, Hetzen, Schütteln (beim Hund, der mit Spiel belohnt wird) kommen in einer Suche zum Einsatz. Was diese Aktivität für unsere Hunde auch so attraktiv macht, weil diese Elemente für sie selbstbelohnend sind. Und was hat sich die Natur dabei gedacht, diese Verhaltenselemente für Kaniden selbstbelohnend zu machen? Naja, wären sie es nicht, dann würde wohl jedes Individuum aus der Gruppe der „Hundeartigen“, vom Wolf über den Bären und der Robbe bis hin zum Marder nach einigen erfolglosen Jagten verhungern, da sie das Jagen einstellen würden, weil es keinen Erfolg brachte, also keine Belohnung.

Welche Elemente der Suche sind gelernt und werden nicht als natürliches Verhalten mit der Genetik mitgeliefert?

Natürlich ist klar, nicht alle Verhalten, die in der Suche nach Menschen benötigt werden, sind in den Genen in der Jagdverhaltenskette unserer Hunde verankert. Welche sind das? Zum einen das gewünschte Verhalten, dass der Hund, wenn wir ihm eine Richtung vorgeben wollen, einem gelernten Stimulus, also einem Sicht- oder Hörzeichen der HundeführerInnen folgt und weit hinaus in die vorgegebene Richtung läuft. Also das sogenannte „Revieren“ bzw. das direkte Anlaufen einer gezeigten Richtung. Das andere in diesem Kontext zu erlernende Verhalten ist jenes, beim Auffinden einer Person dies mit z. B. Verbellen anzuzeigen und diese Person bis zum Eintreffen der HundeführerInnen nicht zu verlassen. Soweit so gut. Nur warum sehen wir TrainerInnen häufig, dass in Vereinen und bei Staffeln so viel Wert darauf gelegt wird, oft „große“ Suchen zu trainieren, anstatt öfter jene Elemente der Verhaltenskette, die es tatsächlich zu erlernen und zu generalisieren gilt, in den Mittelpunkt der Trainings zu stellen? Keine Ahnung. Schreibt uns doch, wenn ihr eine Idee habt, warum das so ist.

Was lernt der Hund im Training bei „großen“ Suchen?

Trainieren wir häufig diese langen Suchen, speziell in Form von Blindsuchen, bei denen die HundeführerInnen nicht wissen, wo die Figuranten, also die zu suchenden Helfer, ausgelegt sind, lernen unsere Hunde auf alle Fälle meistens eines: Meinem Hundeführer bzw. meiner Hundeführerin kann ich nicht vertrauen. Warum das so ist? Wird zum Beispiel für eine Prüfung in der Flächensuche der Stufe A (lt. IRO Prüfungsordnung bis 2023) trainiert, dann gehen wir von 2 zu suchenden Personen auf einer Fläche von 20.000 m2 aus, also einem Weg von 200 Metern, den der Hund als gedachte Mittellinie links und rechts 50 Meter abdecken soll. Bei schlechten Windverhältnissen kann dies heißen, dass der Hund bis zu 15 Mal in eine Richtung geschickt wird und dabei jedes Mal um die 50 Meter hinauslaufen soll. Von den 15 Mal kommt er allerdings maximal 2 Mal zum Erfolg. Die restlichen 13 Mal ist der fleißige Vierbeiner somit umsonst dort hinausgelaufen, wo wir ihn hingeschickt haben. Was heißt das nun für Einsatz und Prüfung? Wird der Hund dann zukünftig öfter dorthin laufen, wo wir ihn hinschicken? Hier kommt der Punkt, an dem wir uns hoffentlich alle einig sind: nö, eher nicht, oder?

Und was haben wir vorher gerade besprochen? Genau, das Verhalten, seinem Hundeführer bzw. Hundeführerin auf ein Signal hin in eine Richtung zu laufen, ist eines der wenigen Verhalten in der Suche, die nicht genetisch vererbt sind, sondern die wir trainieren müssen. Und in dem wir den Hund 15 Mal wohin schicken und aus seiner Sicht nur 2 Mal richtig lagen, wird dieses Verhalten nicht „mehr“ werden lassen, da es nicht selbstbelohnend ist. Der Hund wird uns irgendwann mal nicht mehr vertrauen und die Qualität des Schickens lässt nach.

Was macht also wirklich Sinn, bei einem Suchtraining zu trainieren?

Wenn man sich regelmäßig oder auch weniger regelmäßig trifft und bei einem Training zusammen kommt, dann sollte man mit den Synergien gut haushalten und es ausnützen, dass man HelferInnen zur Hand hat. Denn viele Dinge in der Suche kann man nicht alleine trainieren.

Dazu gehören Anzeigeübungen, um ein mögliches Bedrängen des Hundes zu bearbeiten, seinen Fokus in der Anzeige zu festigen, Ablenkung einzubauen, Personen in den unterschiedlichsten Positionen einzuführen oder den Triebwechsel zu trainieren, der auch sauber konditioniert werden kann und dann nicht immer zu einer Frage des „Gehorsams“ wird, wie man es von früheren Trainingsansätzen kennt.

Schickübungen in ihren unterschiedlichsten Varianten, vom klassischen links rechts Revieren, systemische Übungsaufbauten, um den Hund trotz des vielen „Revierens“ immer wieder daran zu erinnern, dass es letztendlich die Nase ist, die zum Erfolg führt und nicht ein Sichtreiz, wie es bei zu vielen Trainings mit weglaufenden Hilfspersonen passieren kann. Distanzübungen in all ihren Varianten und vieles mehr.

Also, es gäbe genug zu trainieren, das tatsächlich sinnvoll ist und eine wichtige Festigung einzelner Bereiche in der Suche, ohne die Suche selbst zu trainieren.

Sind lange Suchen im Training immer überflüssig?

Nein. Auch Suchen bringen Lernerfolge und vor allem eines, Ausdauer in der Suche. Und dabei meine ich nicht nur die körperliche Ausdauer, sondern die Kombination aus körperlicher Ausdauer während anstrengender Nasenarbeit.

Und vor allem uns HundeführerInnen bringen die langen Blindsuchen eines: Wir lernen zu beobachten, uns zu orientieren, Entscheidungen zu treffen und zu handeln, um unmittelbar danach wieder damit zu beginnen, zu beobachten und die ganze Schleife wieder durchzugehen, wieder und wieder, bis zum Ende einer Aufgabe. Dieses Informationsstrategiekonzept kommt ursprünglich aus dem militärischen Bereich und definiert eine Entscheidungsschleife, die aufgrund eines neuen Ereignisses immer wieder durchlaufen wird. Danke an dieser Stelle speziell an meine Trainerin Eva Berginc für diese sehr spannende Übertragung des Konzeptes in den Bereich der Suchhundearbeit. Also sich die Lage ansehen, sich zu überlegen, wohin man den Hund gerne schicken würde, also das Gelände zu bewerten, mögliche Linien auf denen sich der Hund gut schicken lässt zu finden, den Hund zu schicken, weiterzugehen, usw.

Und eines nicht zu vergessen: Wir lernen bei einer Blindsuche mit dem Gefühl umzugehen, wie es ist, nichts zu wissen und dem Hund zu vertrauen.

Somit sollten wir also keinesfalls auf Suchen im Suchtraining verzichten, aber das Verhältnis zwischen Suche und gezielte Übungen sollte sehr klar verteilt sein. Von 10 Trainings empfehle ich 2 Suchen und 8 Trainings mit gezielten Übungen. Damit kommt man auch mit einer höheren Anzahl an teilnehmenden Hunden auf eine hohe Zahl an Trainingssessions und die Lernkurve steigt rapide an.

Ausdauer und Strategie auch alternativ mit wenig Aufwand trainieren

Damit die Suchausdauer, also die Kombination aus körperlicher Ausdauer und Suche nicht zu kurz kommt, lässt sich diese auch zwischen den Trainings gut selbst trainieren. Ist euer Hund spielzeugmotiviert? Oder vielleicht sogar ein Retriever? Dann lasst ihn doch beim Spazierengehen einen Kong, eine Beißwurst oder ein Dummy, was auch immer er liebt. Einige Male im hohen Gras oder im Wald suchen. Ob ihr es nun werft oder es auslegt, der Hund wird auch hier lernen, seine Nase einzusetzen und je schwieriger das Gelände ist und je weiter die Distanz, wird auch hier seine Suchintensität massiv gefördert, ohne dass ihr dabei eine Vielzahl an Helfern benötigt.

Und auch für die Verbesserung eurer Strategie in der Suche gibt es Varianten, dies selbst zu trainieren. Plant doch einfach ab und zu ganz gezielt, bei einem Spaziergang im Wald 15 Minuten lang so zu tun, als wäre es eine Suche (aber schickt dabei den Hund nicht) und überlegt euch für euch selbst, wohin ihr euren Hund schicken würdet, ob Wind geht und woher, wo es Linien gibt, die der Hund beim schicken gut annehmen könnte und alternativ, falls es nicht klappen würde, vielleicht 10 Meter weiter eine andere Linie, die wieder leicht retour zeigt und den Hund zu dem Punkt führen könnte, den ihr euch vorher überlegt habt. Überlegt euch, wo der Hund, wenn er retour kommt, auftauchen könnte, wo ihr dann am besten stehen könntet und auf welcher Linie ihr ihn dann weiterschicken würdet.

Macht das einfach ab und zu, wenn ihr unterwegs seid. Das schult euer Auge und eure Aufmerksamkeit und das Tolle daran, passieren euch hier Fehler, passieren diese ohne Hund.

Fazit

Macht natürlich auch große Suchen in euren Suchtrainings, aber nicht zu oft. Verhältnis bei 10 Trainings: 8 (systemische Übungen) : 2 (Suchen). Übt Suchausdauer auch mit Dummy oder anderem Spielzeug in hohem Gras, im Gebüsch oder im Wald. Macht einmal pro Woche beim Spazierengehen ein Trockentraining und spielt gedanklich 15 Minuten eine Suche durch (gedanklich, als Simulation, ohne den Hund dabei wohin zu schicken).

Das macht jene Trainings, bei denen ihr Helfer habt, effizienter, da ihr diese dann sinnvoll ausnutzen könnte und keine Zeit damit verschwendet, mit ihnen Dinge zu trainieren, die jeder von euch auch mal alleine am Spaziergang einmal pro Woche trainieren könnte.

Hoffentlich konnten wir dir weiterhelfen, wenn nicht, dann trete mit uns in Verbindung und wir helfen dir gerne persönlich:

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